- tokahontas schrieb:
- Andi, auch ich lebe allein...genau wie "er"...Olaf. (Wer jetzt neugierig ist, man findet ihn unter dem Nick olli-41 bei single.de...er steht auch in meiner Freundesliste. ) Wir sehen uns meist auch nur am Wochenende, dann übernachtet er hier oder ich bei ihm, unter der Woche verbringen wir meist einen Abend zusammen, auch mal zwei, aber ich bin mir nicht sicher ob ich mit ihm zusammen leben könnte...wir sind doch sehr unterschiedlich, und ich bin zu lange allein und konnte tun was immer ich wollte. Ich bin nicht mehr bereit auf bestimmte Dinge zu verzichten...und ich möchte nicht den lieben langen Tag das Gesülze des Fernsehers ertragen müssen. Ob das Feigheit ist...ich denke nicht...für mich jedenfalls nicht...wir haben zusammen gelebt und es war nicht das was ich wollte...also sind getrennte Wohnungen für mich die einzige Alternative. Ich brauche Freiraum und Zeit für mich selbst wo mich niemand stört...in einer gemeinsamen Wohnung mit einem gemeinsamen Wohn- und Schlafraum wäre das schon schwierig...
Es dauert immer etwas, bis ich hier schreibe ...
Gaby, das Thema "zusammen wohnen/leben" ist durchaus lösbar.
Ich kann nur für mich selbst sprechen, und für mich wäre es ein absoluter Horror mit einem Mann in einer 2- oder 3-Zimmer-Wohnung zusammen leben zu müssen.
Ein "zusammen Leben" wäre für mich in einer Art WG vorstellbar, jeder hat sein eigenes (Schlaf)-Zimmer, sein Rückzugsgebiet.
Küche, Wohnraum und Bad zusammen zu nutzen wäre kein Thema..aber ein "eigenes Reich" finde ich wichtig... das würde ich verlangen und gestehe es auch dem Anderen zu.
Alles andere geht nicht. Nicht mehr :-) ...ich lebe seit 10 Jahren alleine, da weiß man (Frau) seine Ruhe in bestimmten Zeiten sehr zu schätzen.
Ich habe keine Kinder, wollte auch nie welche und das Leben hat mich hinsichtlich dieser Meinung auch bestätigt.
Zu diesem Thema kann ich also nichts sagen.
Für mich war immer mein Job wichtig. Dort habe ich mir teilweise auch wirklich die Kraft und den Mut geholt, den ich brauchte um das Leben mit meinem kranken Mann ertragen zu können.
Es ist alles schon lange her, aber es prägt einfach ohne Ende.
Es ist nicht einfach, festzustellen dass nach 12 Jahren Ehe die Liebe nur noch Freundschaft ist, dass diese beschissene Krankheit Knochenkrebs im Laufe der Jahre viel zerstört hat.
Am Beginn der Krankheit, 9 Monate nach unserer Hochzeit (das Diagnosedatum werde ich nie vergessen: 18.04.88 )waren wir zuversichtlich, mutig ohne Ende. Klar :-)
Die Ärzte sagten damals schon dass wir uns auf eine Amputaion des rechten Beines einstellen müssten.
"Zu Beginn erstmal ein "bisschen" Chemo um das Osteosarkom einzugrenzen, dann OP, danach weitere Chemo-Schübe."
Primäres Ziel der OP war es damals, das komplette rechte Kniegelenk (außer der Kniescheibe) durch eine Endoprothese aus Titan zu ersetzen.
Eine Endprothese sitzt unter der Haut, ist einfach ein künstliches Gelenk.
Die Chemo bei Knochenkrebspatienten ist grausam.
Ziel einer Chemo ist es, die bösartigen Zellen zu zerstören. Da diese Zellen aber um ein vielfaches widerstandsfähiger sind als die "normalen", gutartigen Körperzellen, geht es eben sehr vielen Menschen sehr schlecht während einer Zytostatikabehandlung.
Die Blutwerte gehen in den Keller, das körpereigene Immunsystem bricht völlig zusammen.
Bei Männern wird das Erbgut derart geschädigt, dass sie zeugungsunfähig werden bzw. die Gefahr ein schwerstbehindertes Kind zu zeugen bei ca. 95% liegt.
Viele Patienten brauchen Blutplasma, die Schleimhäute werden zerstört ... als erstes im Mund- und Rachenbereich ... essen wird zur Qual (abgesehen davon, dass man sowieso das meiste wieder auskotzt).
Die Zellen der Haarwurzel werden zerstört (bei meinem Mann war es das Zytostatika Platinex)
Jo, und so sind wir in die OP "gegangen" ..ungewiss im Ausgang...
Ich werde nie vergessen (das sind einfach solche Momente) als ich nach der OP im August ´88 auf die Intensivstaion durfte.. mein erster Blick ging auf das Bettlaken, da wo die Beine sind... wow!
Rolf hat noch geschlafen, als ich seine Hand nahm machte er die Augen auf und fragte nur: "Noch alles da?" ...
Jepp, es war noch alles da. Erster Schritt geschafft.
Danach gings im Rollstuhl mit der Chemo weiter (lach..wir haben Rollstuhlrennen auf dem Krankhausflur mit den anderen gemacht, die Bodenwellen waren schmerzhaft!),
nach einiger Zeit an Gehhilfen.. er hat das laufen neu lernen müssen.
Und die Chemo ging weiter .. insgesamt 13 Monate.
Er hatte seine Chemo auf der Kinderkrebsstation der Uniklink Frankfurt weil seine Art des Osteosarkoms überwiegend bei Kindern und Jugendlichen vorkommt.
Diese unglaublichen Kids dort haben Rolf sehr geholfen. Ich bin immer noch der Meinung, dass er, hätte er auf einer "Jammerlappenstation" (Erwachsenenstation) gelegen, damals schon gestorben wäre!
Wenn seine Blutwerte einigermaßen gut waren, durfte ich ihn mit nachhause nehmen, in seine Nähe durften nur gesunde Leute, Schnupfen und ähnliches wäre fatal gewesen.
Tja... aber wir hatten auch in dieser Zeit schöne Momente :-)
Kleinigkeiten nur, aber man lernt sie zu schätzen.
Im Sommer ´89 sagten uns die Ärzte: Es sieht alles gut aus, wenn in den nächsten 5-7 Jahren nichts mehr kommt, sind sie gesund.
So fingen wir endlich an zu leben, wir reisten viel, waren mehrmals in den USA, auf Kuba.. weiß der Geier wo noch überall :-)
Wir haben einfach versucht uns ein schönes Leben zu machen. Die Arbeit und die Qualen mußten sich doch irgendwie lohnen.
Vor jeder Nachuntersuchung waren schlaflose Nächte angesagt.. immer die Angst im Hinterkopf.
Und jedesmal war alles gut.
Wir begannen uns ein Haus zu bauen, Rolf arbeitete wieder... 1991 sind wir in die eigene "Hütte" eingezogen.
Ok, zwischendurch waren Reha- und Kurtermine, aber die sind ja nicht wirklich schlimm.
´96 fing ich an mich zu fragen "war das alles? Soll es das gewesen sein?" ..im Job war ich fest im Sattel, war Hauptverdiener...aber mein Mann und ich, wir lebten nur noch "nebeneinander"
Er war viel bei unseren gemeinsamen Freunden, Astrid und Markus, ich war viel in Sachen Fußball unterwegs, und hatte ja auch noch meinen Nebenjob (in einem Restaurant) den ich nie aufgegeben hatte ...
Im Sommer ´96 habe ich dann erstmals das Thema Trennung zur Sprache gebracht.
Rolf: "Hm, jo, lass uns das anständig über die Bühne bringen und lass uns bitte Freunde bleiben" (die wir zu diesem Zeitpunkt sowieso waren)
Er wollte das Haus gerne behalten, ich hatte kein Interesse daran und habe ihm alles gelassen. Ich war gesund, konnte arbeiten und habe, ehrlich gesagt, auch keinen Wert auf noch mehr Rasenmähen und "schießmichtot" gelegt. Denn das alles war mein Part..logischerweise :-)
Also Trennung, beschlossen. Wir wollten alles erstmal für und unter uns klären bevor wir es unseren Familien sagten.
Tja... ein paar Wochen später hatte Rolf Schmerzen im nicht vorhandenen Kniegelenk. Wir dachten wirklich: das ist einfach die Situation jetzt...doch irgendwie aufregend, naja.
2x Kernspin, danach in die Klinik, Untersuchungen (es wären fast 7 Jahre nach der ersten Diagnose gewesen) ...
und dann, am 20.11.96 (auch das Datum werde ich nie vergessen, morgens um 7 Uhr ist mein Vater plötzlich gestorben, fällt einfach tot um der Kerl) ..und abends um 19 Uhr sagen mir die Ärzte in der Uniklinik Frankfurt:
"Wir werden ihrem Mann das rechte Bein aus der Hüfte amputieren müssen, er hat ein Rezitiv. Ob er das überlebt, wissen wir nicht."
Jo, sowas nennt man dann wohl nen "Hammertag"
Rolf war am Boden zerstört, ich konnte ihn sooo gut verstehen! Extrem gekämpft und doch wieder die gleiche s**.
Er fragte mich damals als erstes "du lässt mich doch jetzt nicht alleine?!"
Natürlich habe ich das nicht, ich bin doch kein Arschloch. Das hätte ich auch gar nicht gekonnt!
Verdammt nochmal! Er hatte so sehr um seine Gesundheit und Beweglichkeit gekämpft! Es war alles so unfair!
Jo, und dann habe ich wieder auf der Intensivstaion seine Hand gehalten ... verdammte s**!
Und er hat wieder von vorne angefangen, laufen lernen mit einem Bein, dann mit Prothese, Kur, Reha..unsere Freunde haben ihm auch Kraft und Mut gegeben.
Astrid sogar so sehr, daß sie sich von ihrem Mann getrennt hat und sich um Rolf kümmerte, während ich ein schlechtes Gewissen hatte, daß ich ihn verlassen wollte ..*lächel
So hat sich irgendwie alles ergeben.. Ende ´97 war er soweit, daß er alleine leben konnte, ich bin ausgezogen, Astrid hat sich liebevoll und wirklich klasse um ihn gekümmert..bis zu seinem Tod 2001.
Also wie gesagt, Kinder waren für mich nie ein Thema.. und ich bin auch ganz sicher kein "Muttertier" (das soll nicht negativ gemeint sein) ... aber es gibt auch noch mehr im Leben.
Soviel wollte ich jetzt gar nicht schreiben....